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Ein achteckiges Haus für die Madonna: Böhms Kapelle, geweiht am 6. Januar 1950 © Rheinisches Bildarchiv Köln

Die Unerschütterliche

Kolumba widmet der »Madonna in den Trümmern« ein Werkbuch

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Wie ergreifend diese Schwarz-Weiß-Aufnahmen immer noch sind: Inmitten einer trostlosen Trümmerlandschaft steht sie da, aufrecht und unerschüttert, und hält das Kind zärtlich in ihren Armen. Als Trostspenderin wurde die »Madonna in den Trümmern« eine architektonische Ikone der Kölner Nachkriegszeit, die, so Diözesanbaumeister Martin Struck, »den Glauben an Leben, Neubeginn und die Gewissheit, nicht alles verlieren zu können, fördert«. Nun ist sie schon lange wohlbehütet eingefriedet in eine Kapelle, die wiederum eine Art inneres Organ des 2004 errichteten Kolumba-Baus ist.

Ein feines Werkheft widmet sich jetzt ausführlich diesem Ort. Was 1947 als kleiner Gebetsraum geplant war, um die Ruinen und vor allem die unversehrte, spätgotische Madonnenfigur der kriegszerstörten Kolumba-Kirche zu schützen, wurde bald zur Pilgerstätte. Dem damals 27-jährigen Gottfried Böhm war mit der achteckigen Kapelle ein großer Wurf gelungen. 1950 wurde sie geweiht, sieben Jahre später um eine Sakramentskapelle erweitert. Dann brachte der — unbenommen großartige — Neubau des Kolumba-Museums durch den Schweizer Architekten Peter Zumthor die Böhm’sche Kapelle scheinbar zum Verschwinden. Oder hat er dieses Kleinod sorgsam gerahmt? Auch wenn sich die Lichtsituation durch die Einhausung spürbar verschattete, hat der Innenraum der Kapelle nichts von seiner Präsenz verloren.

In Fotografien, Skizzen und Bauplänen erschließen sich Geschichte, Bau und Ausstattung. Die Idee, die Marienfigur durch einen neuen Kirchenraum zu ummanteln, stammte von Joseph Geller. Dem Oberpfarrer ist zu verdanken, dass die Kapelle »neuzeitlich und mit sicherem Stilgefühl ausgestattet« wurde. Als ein halbes Jahrhundert später Kolumba geplant wurde, trugen Gottfried Böhm und etliche Köl­ner*innen ihre berechtigten Bedenken vor, dass die »Madonna in den Trümmern« aus dem Stadtbild verschwinden werde. Das neue Buch würdigt das Erstlingswerk des heute 100-jährigen Architekten und dokumentiert , wie sorgfältig das Kolumba-Gelände entwickelt wurde: ein Abwägen zwischen dem Wunsch zu bewahren und zeitgemäß Neues zu schaffen.

»Kolumba Kapelle«, mit Texten von ­Stefan Kraus, Anna Pawlik, Martin Struck, Fotografien von Lothar Schnepf, 96 S., Reihe Kolumba Bd.59, Köln 2020, 20 Euro